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Wohin geht die Wellness-Reise?

Pool, Sauna, ein paar Liegen und Gesichtsbehandlung – kein Hotelier gewinnt mit solch einem Wellness-Angebot heute noch besondere Beachtung. 20 Jahre nach Beginn der Wellnesswelle sind die Erwartungen und Wünsche der Gäste anspruchsvoller denn je. Individualität statt Masse ist gefragt.

Bequem gepolsterte Liegen mit Saunatüchern in einem Wellnessbereich

„Wellness ist heute ein Basic-Angebot für jedes Hotel, eine Inklusiv-Leistung, die der Gast voraussetzt. Die Folge ist ein enormes Überangebot. Bis in den Drei-Sterne-Bereich hinein findet ein regelrechter Kampf um den Wellness-Gast statt“, stellt Diana Monnerjahn fest. Ihr Unternehmen Diana Consulting wird von Hoteliers in Südtirol, Österreich und Deutschland zu Rate gezogen, wenn es um die Neuausrichtung und Umgestaltung von Wellness- und Spa-Abteilungen geht.

Nicht nur weil Technik und Ausstattung sich weiterentwickelt haben, ist solch ein Schritt 20 Jahre nach der „Wellness-Revolution“ für viele Häuser notwendiger denn je.

Anfangs wurde einfach drauflosgeplant und gebaut: grosses Schwimmbad, Sauna, Beauty-Behandlungen – fertig. Um die Jahrtausendwende wurde auf alles Mögliche das Etikett „Wellness“ und „Spa“ geklebt, was nur im Entferntesten mit Entspannen, Relaxen, Beauty oder Fitness zu tun hatte. Es entstand ein unüberschaubarer, bunt zusammengewürfelter Mix an Ausstattung und Anwendungen für das Wohlbefinden Urlauber. „Die Folge sind heute leider oft sehr austauschbare Angebote. Damit kann kein Hotel mehr Gäste anlocken“, so Diana Monnerjahn.

Was der Wellness-Gast heute erwartet

Denn auch der Wellness-Gast im Hotel ist ein anderer geworden. Er ist mit dem Thema Wellness erwachsen geworden – und mit ihm seine Ansprüche. Was noch vor ein paar Jahren das Nonplusultra war, lockt heute kaum noch jemanden hinter dem Ofen vor. Sylvia Glückert kennt den modernen Wellness-Kunden: „Er will nicht einfach mal eben saunieren und nur herumliegen. Die Gäste erwarten eine hohe Qualität für ihr Geld und einen ganz konkreten Nutzen“, umreisst die Münchener Unternehmensberaterin für die Hotellerie- und Wellness-Branche die Ansprüche derer, die sich für einen Wellness-Urlaub entscheiden. „Die Gäste möchten heute möglichst viel auf einmal: Sie wollen sich gut ernähren, mit Fitness Gesundheitsproblemen vorbeugen, wollen entspannen, sich bewegen, schön aussehen – und das alles in kurzer Zeit in angenehmer Umgebung.“

Wellnessdekoration

Alles aus einem Guss: Wellness-Landschaft muss zum Hotel passen

Doch wie sollen sich Hoteliers abheben aus der Masse derer, die sich Wellness-Urlaub auf die Fahnen geschrieben haben? Für Glückert und Monnerjahn gelingt dies nur mit einem individuellen, differenzierten Konzept, auf dem am Ende nicht unbedingt „Wellness“ draufstehen muss.

„Wichtig bei der Neuausrichtung ist, dass der Wellnessbereich mit dem Hotel eine Einheit bildet. Zu einem urigen Landhotel passt kein griechisch-römischer Badetempel und auch keine asiatisch durchgestylte Spa-Abteilung“, so Sylvia Glückert.

Idealerweise ziehe sich die Grundidee durch alle Bereiche eines Hotels: Von der Rezeption und den Zimmern über das Restaurant- und Speiseangebot, das Medical Concept, die Spa-Pakete bis hin zum Hotelflyer und der Kommunikation mit dem Gast.

Die Hotels sollten sich dabei nicht in eine Schablone pressen lassen, sondern ihren eigenen Stil für Ihren Wellnessbereich finden und ein einzigartiges Angebot entwickeln, welches es nicht an jeder Ecke gibt.

Zeitlose Ausstattung

Heute orientiert man sich bei der Neugestaltung von Wellness-Anlagen nicht an schnelllebigen Einrichtungstrends, die vielleicht in zwei, drei Jahren wieder aus der Mode sind. Dafür sind die Investitionen viel zu hoch.

Stattdessen setzt man auf eine zeitlose Wohlfühl-Ausstattung, auf Ursprünglichkeit und Regionalität, die Natur wird ins Haus geholt: Im Spa- und Wellness-Bereich werden einheimische Gesteine und Hölzer verbaut, natürliche Materialien kommen für Möbel, Dekorationen und Textilien zum Einsatz. Die Basis für ein perfektes Wohlgefühl beim Gast ist dabei eine hochwertige Innenarchitektur und Ausstattung.

Eine geradlinige, neutrale Gestaltung lässt Platz, um den ganz eigenen Stil zu betonen oder flexibel jahreszeitlich zu dekorieren. Mit Decken, Kissen, Liegenauflagen werden farbliche Akzente gesetzt, auch Bademäntel, Slipper, Dusch- und Saunatücher müssen nicht immer klassisch weiss sein. Wellness-Textilien gibt es in einer breiten Farbpalette, zurzeit sind vor allem sanfte Gelbtöne, dunkles Pink und Aubergine angesagt. Dezent eingesetzte Dekorationen und Accessoires wie Kerzen, Schalen, Vasen und Ablagen sorgen für gekonnte Wohlfühl-Highlights – auch hier ist Plastik, Verspieltes und Kitsch fehl am Platz.

Am Ende muss das Gesamtbild stimmen, damit der Gast sich wohlfühlt – egal ob der Wellnessbereich im Alpin-Stil gestaltet ist, sich asiatisch, ländlich-rustikal oder luxuriös-elegant präsentiert.

Frau bei der Beauty-Massage

Exklusive Beauty-Packages

Unverwechselbarkeit und Einmaligkeit zeigen sich auch im Sauna-, Spa- und Beauty-Bereich. Hier lösen „Signature Treatments“ mehr und mehr grosse und bekannte Marken ab. Stattdessen werden regionale Produkte wie Öle, Düfte, Salze, Honig, Kräuter und Mineralien von regionalen Anbietern in Kosmetik-/Beauty-Anwendungen und Massagen verarbeitet und in exklusiv für das Hotel entwickelten Packages angeboten.

Die hoteleigenen Cremes, Badesalze oder Massageöle kann der Gast nicht selten sogar kaufen und mit nach Hause nehmen. So können das positive Wellness-Gefühl und pure Entspannung noch eine Weile im Alltag nachwirken – bis zum nächsten Wellness-Urlaub.

Checkliste für die Neukonzeption von Wellnessanlagen

Tipps von Sylvia Glückert, Well Consult: Was Hoteliers bei der Neukonzeption und dem Umbau von Wellnessanlagen im Hotel beachten sollten:

  • Frühzeitig spezialisierte Berater einschalten: Diese können mit ihrem Know-how und dem Wissen um Arbeitsabläufe und Betriebswirtschaft von Anfang an Fehler in der Planung verhindern.
  • Die Räume im Spa-Bereich sollten flexibel nutzbar sein, nicht nur für bestimmte Anwendungen. Unbedingt genügend Duschen einplanen!
  • In den Behandlungsräumen wird der Umsatz gemacht: Diese müssen den Arbeitsabläufen entsprechend optimal ausgestattet und eingerichtet sein, zum Beispiel mit genügend Einbauten, Ablageflächen und Steckdosen an den richtigen Stellen.
  • Geräuschbelastung und andere Störfaktoren schon in der Planung minimieren: Auf welchem Weg wird die Schmutzwäsche entsorgt? Wo befinden sich Aufzüge, Wassertechnik oder Küche?
  • Reinigung und Pflege von eingesetzten Materialien bedenken: Holzböden oder Glasduschen sehen oft bereits nach kurzer Zeit unansehnlich aus.
  • Genügend Ruheflächen zur Entspannung einplanen – mit unterschiedlicher Ausrichtung (Plauderraum, Leseraum, Schlafraum).
  • Der Wellness-Gast verbringt mehr Zeit auf dem Zimmer als ein Tagungsgast. Das Zimmer sollte deshalb die Möglichkeit zum Ausruhen bieten (z. B. Recamière, Sofa, bequemer Sessel).
  • Nachhaltiges Wirtschaften: Kosten bereits bei der Planung im Blick behalten. Grosse Wasserflächen verursachen hohe Energie-, Wartungs- und Unterhaltskosten.