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Ein Menü ohne Nachspeise ist undenkbar. Meist ist sie die Krönung einer gelungenen kulinarischen Reise. Und das süße Naschwerk der Patisserie ist weiterhin auf Erfolgskurs. Auch wenn spektakulär angerichtete Teller typisch für Desserts sind: Der Geschmack sollte immer vor der Optik stehen. Die Zeiten von Kakaorändern und halben Orangenscheiben sind endlich vorbei. Es lebe das Geschmackserlebnis! Patisserie-Kreationen und Desserts können sehr komplex sein und eine enorme Präsenz haben. Egal ob spezielle Aromenverbindungen oder überraschende Konsistenzen – in der Patisserie zeigen sich auch in diesem Jahr neue spannende Trends.
Ein besonders tiefgreifender Trend in der Avantgarde-Patisserie ist das Verschwimmen der Grenzen zwischen süß und salzig. Auf den ersten Blick scheint es ungewöhnlich, aber Gemüse und Kräuter werden in Desserts stärker zum Einsatz kommen. Kräuter lassen sich als gebackene Komponente, Soße, Öl, Gelee, Mousse oder Eis kombinieren. Koriander, Estragon, Zitronengras, Majoran und Co. bringen ungeahnte Akzente in Desserts. Aber Gemüse? Ja, richtig kombiniert ist Gemüse absolut nachtischtauglich. Erbsen, Petersilienwurzel und Fenchel erzielen ganz neue Geschmackseindrücke.
Ein weiterer Trend in der Dessertwelt ist die Abkehr von überladener Süße. Die übermäßige Süße vieler Jahrzehnte lenkte eher von mittelmäßigen Geschmackskreationen ab, als dass sie kulinarisch sinnvoll war. Desserts müssen und sollen nicht immer quietschsüß sein. Das zeigt die Integration von Gemüse und Kräutern. Aber auch bei der rückläufigen Dosierung von Zucker oder anderen süßen Zutaten ist ein Trend zum weniger süßen Dessert zu erkennen. Einige Köche verzichten ganz auf raffinierten Zucker und setzen ausschließlich Alternativen ein. Beispiele sind hier Süßkartoffelnektar, Granatapfelkernensirup und Mönchsfruchtzucker. Fruchtreduktionen werden zu natürlichen Sirupen verarbeitet und können zum Verfeinern von Desserts verwendet werden. Ernährungsphysiologisch gesehen werden diese Süßungsvarianten übrigens vom Körper wie raffinierter Zucker behandelt und verstoffwechselt. Ein maßvoller Einsatz ist also auch hier entscheidend für eine gesunde Ernährung. Auch bei der Schwere der Nachspeisen wird sich etwas tun. Klassische Mehlspeisen werden leichter und luftiger zubereitet und durch frische Komponenten ergänzt.
Für die richtige Balance der Geschmacksrichtungen gehört in jedes Dessert, Törtchen und andere Naschwerk auch etwas Salz. In manchen Kreationen spielt Salz sogar eine wichtige Rolle und wird als Gegenspieler von fruchtigen oder cremig-karamelligen Komponenten eingesetzt.
Snackification klingt erst einmal lustig, aber dahinter steckt ein wichtiger Trend, der auch für die Patisserie Folgen hat. Die Flexibilität in allen Bereichen des Lebens – besonders im Arbeitsleben – führt dazu, dass kaum jemand noch zu festgelegten Zeiten isst. Das gilt für alle Mahlzeiten des Tages. Snackification heißt der Wandel von festen Mahlzeiten hin zu kleineren Portionen, die unregelmäßig und spontan über den Tag verteilt verzehrt werden. Das birgt Chancen für neue Ideen und Konzepte. Kleine Portionen sind nichts Neues in der süßen Küche, aber Franchise-Unternehmen wie Waffle Brothers machen ein süßes Gericht im Snack-Format alltagstauglich. So werden wir in der Patisserie mehr süße Gerichte in Snack-Größe und to go finden.
Es scheint ein langanhaltender Trend, an dem niemand vorbeikommt. Denn wir alle tragen Verantwortung für die Menschheit und unseren Planeten mit all seinen Schätzen, die wir auch kulinarisch verwerten. Nicht nur die Gäste hinterfragen ihr Essverhalten, auch Köche prüfen ihren Einsatz von Lebensmitteln und Hersteller ihre Produktion. Das Essen ohne schlechtes Gewissen beinhaltet Regionalität, Tierwohl, Zuckerreduktion, vegane Lebensmittel, soziale Aspekte, Umweltschutz und vieles mehr.
Auch in der Patisserie stehen saisonale und regionale Produkte auf dem Tagesplan. Dieser Trend der gesunden und oft auch vegetarischen/veganen Ernährung wird sich im Außer-Haus-Markt weiterentwickeln und zu steigenden Ausgaben führen. Das wachsende Gesundheitsbewusstsein bezieht sich auf alle Speisen und Getränke. Patissiers werden daher mehr vegane Gerichte im Angebot haben.
Eine bewusste und gesunde Ernährung zieht sich durch alle Bereiche – auch durch die Patisserie. Zwar sind die Zahlen von Menschen mit Glutenintoleranzen recht gering, glutenfreie Gebäcke sind aber absolut im Trend. Das kann glutenfreies Mürbegebäck auf Süßkartoffelbasis oder ein Törtchen auf Chia-Mandelboden sein. Beispiele für glutenfreie Mehle sind Mandel, Buchweizen, Amaranth, Quinoa und Hirse. Wer Weizen-, Dinkel- oder Roggenmehl ersetzen möchte, sollte darauf achten, eine glutenfreie Mehlmischung zu verwenden, die auch Stärkemehl (z. B. Reismehl oder Kartoffelstärke) und Bindemittel (z. B. Tapiokamehl oder Johannisbrotkernmehl) enthält.
Auch wenn es auf den ersten Blick unglaublich erscheint, könnten Cannabis-Produkte schon bald der Renner sein. CBD ist die Kurzform für Cannabidiol, ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf. Medizinisch wirkt es entkrampfend, entzündungshemmend, angstlösend und gegen Übelkeit. CBD-infusionierte Öle, Getränke und Speisen sind in verschiedenen Ländern bereits auf dem Vormarsch. In Deutschland bedürfen Lebensmittel mit Cannabidiol einer Zulassung. Zum Beispiel in einigen englischsprachigen Ländern wird dies bereits lockerer gehandhabt. Sobald die Gesetze es zulassen, ist mit vielen neuen Kreationen zu rechnen.
In den USA stehen lebendige und farbenfrohe Gerichte hoch im Kurs. Das gilt auch für süße Versuchungen. So sind zum Beispiel Desserts mit der violetten Yamswurzel Ube der Renner. Egal ob Eis, Cookie oder Kuchen – alles ist lila. Für mehr Farbe sorgen auch Blumen in Getränken und Gerichten. Und Fischeis wird immer beliebter. Keine Angst, hier wird niemand an einer Gräte ersticken. Taiyaki-Eis, ein japanischer Leckerbissen, ist für seine fischförmigen Waffeltüten bekannt. Ursprünglich waren Taiyakis japanische Waffeln in Fischform, die mit einer süßen roten Soße gefüllt wurden. In den USA werden diese Waffeln mit Softeis gefüllt, fertig ist der neue Trend.